Julia Seeliger
  • Protestmailer: Stoppt den Chemiecocktail

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    18. January 2007 | Trackback | Internet ausdrucken
    scissors

    Immer mehr durch Streckmittel verunreinigte Cannabisprodukte tauchen auf dem deutschen Markt auf. Die zugesetzten Substanzen sind zahlreich, so der Deutsche Hanf Verband:

    Zur Aufwertung und Streckung werden sowohl Cannabis als auch Haschisch mit verschiedenen Substanzen versetzt. Diese reichen von zerriebenen Blättern der Hanfpflanze, Gewürzen, Fetten und Ölen bis zu Schuhcreme, Sand, Wachs, Zucker und Haarspray aber auch Mittel wie Brix gehören dazu.

    Mit ausgeklügelten Methoden werden die Hanfblüten behandelt:

    Unter den Züchtern in Holland wird gern die äußere sehr THC- reiche Harzschicht durch Sieben entfernt. Diese verloren gegangene Pollenschicht wird anschließend kaschiert und kann dann als optisch hochwertiges und schwergewichtiges Gras wieder auf dem deutschen Schwarzmarkt verkauft werden. Für den Konsumenten ist dieses minderwertige Gras kaum zu erkennen.

    Dazu kommen die Belastungen durch Pestizide. Am häufigsten gefunden werden Fluralaxyl, Propamocarb und Abamectin, alle drei Schädlingsbekämpfungsmittel können beim Menschen schwere gesundheitliche Schäden hervorrufen.

    Zum dritten ist Cannabis auch sehr häufig mit Schimmelpilzen belastet.

    In einer Studie der Universität Leiden in den Niederlanden wurden zehn Proben aus unterschiedlichen Coffeeshops mikrobiologisch analysiert. Alle Proben waren mit Bakterien und/oder Schimmelpilzen derart belastet, dass die zulässigen Grenzwerte für Inhalationspräparate (bestimmt von der europäischen Arzneibuchkommission) überschritten wurden.

    Man mag zur Krebs-Hysterie so oder so stehen, auch ich lehne monokausale Erklärungen eher ab, dennoch sollten doch unnötige Gesundheitsbelastungen vermieden werden. Verbraucherschutz und Kontrolle finden bei dem völlig unregulierten Cannabis-Schwarzmarkt naturgemäß nicht statt.

    Damit sich auf diesem Gebiet endlich etwas bewegt, hat der Deutsche Hanf Verband einen “Protestmailer” an die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing gestartet. Der DHV fordert die Politik und geeignete Institutionen in diesem Protestmailer dazu auf:

    • Cannabis auf Verunreinigungen und Beimengungen hin zu analysieren und das Gesundheitsrisiko zu ermitteln
    • Entsprechende sachliche Informationen für Konsumenten und Hilfeeinrichtungen zur Verfügung zu stellen
    • Eine Möglichkeit der anonymen Analyse von Cannabis auf Fremdstoffe und Verunreinigungen hin (Drugchecking) zu schaffen
    • Den Eigenanbau durch Konsumenten zu legalisieren

    Die Frage stellt sich ja wirklich: Warum sollte jemand dafür kriminalisiert werden, dass er sauberes Gras anbaut? Aus Verbrauchersicht ist die Illegalisierung von Cannabis wirklich ein Unding: Keine Qualitätskontrolle, ein unkontrollierter Schwarzmarkt (ohne Alterskontrollen). Nach meiner Auffassung wird es kriminell, wenn jemand Gras an Kinder verdealt. Da ist Schluss!

    Aber bitte, mir soll doch hier mal jemand erklären, warum es kriminell ist, Wein mit Glykol zu panschen, warum hier der Verbraucherschutz wirkt und es strenge Qualitätskontrollen gibt und sogar einen legalen Markt – und warum auf der anderen Seite die uralte Kulturdroge Cannabis immer noch illegalisiert ist, nur auf dem schwarzen Markt zu erwerben; und warum bei Cannabisprodukten keinerlei Qualitätskontrollen stattfinden und kein Verbraucherschutz möglich ist.

    Ich meine: Das ist nicht verhältnismäßig. Schluss mit der Gras-Panscherei!


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8 Responses to “Protestmailer: Stoppt den Chemiecocktail”

  1. Weil es Wichtigeres gibt als das Drogen-Design… Wie soll ich solche Debatten den Wähler erklären? Schade, du bist arbeitslos, aber wir haben erstmal Hanf auf der Agenda.

  2. Experten gehen davon aus, dass die Verfolgung von Cannabis-KonsumentInnen eine Milliarde Euro pro Jahr kostet. Allein in Deutschland.

  3. Außerdem würde die Legalisierung von Coffeeshops zahlreiche legale Arbeitsplätze schaffen.

  4. lol

    Die Legalisierung des Tötens würde auch zahlreiche legale Arbeitsplätze schaffen.

  5. Hi Marion,

    bist du der Meninung, das Grasanbau gleichzusetzen ist mit “Töten” ?

  6. wie wenn dem arbeitslosen wähler wirklich geholfen werden würde in diesem land, so eine dumm dreiste ausrede. abgesehen davon, wieviel der wahlberechtigten sind arbeitslos und wieviel konsumieren cannabis? also bitte, es gibt keine stichhaltigen argumente mehr für die illegalisierung von cannabis produkten. die vorschläge von julia sind gut und zu unterstützen. hoffentlich wird dem thema mal ein laengeranhaltendes und breites medienecho gegönnt.

    vielleicht auch mal dem drogenkonsum hier zu lande allgemein, des ist nicht mehr auszuhalten mitzuerleben wie die kinder mit allem moeglichen dreck (sprech nicht von cannabis, obwohl kinder das auch nicht in die finger bekommen sollten!!) schon in jungen jahren abhängig gemacht werden und zwangsweise als außenseiter der gesellschaft enden, wozu natürlich jeder schweigt und auf der andern seite mitzuerleben wie die politik ständig die drogen dämonisiert, eben auch gegenüber denen die bewusst mit ihrem konsum umgehen können und sich selbst ständig und ohne skrupel daran bereichert.

  7. @benji

    Sehr richtig, ich meine, dass auch mal über den (legalen) “Pillenkonsum”in unserer Gesellschaft – Stichwort: Was wirft sich Mama am Nachmittag so ein? Und was bekommen die Kinder eingeworfen – geredet werden müsste. Wie geht unsere Gesellschaft mit legalen und illegalen Drogen um? Mündig ist das nicht gerade.

    Das Strafrecht nützt beim Enagement gegen Drogensucht auch nichts. Studien zeigen zB, dass es keinen Unterschied macht, ob man KonsumentInnen illegaler Drogen stark verfolgt – so wie in Frankreich – oder ob man eine liberale Linie fährt – so wie in den Niederlanden. Viel von dem Geld, das für die Verfolgung von Drogendelikten ausgegeben wird, wäre sinnvoller in der Aufklärung und auch in der Präventionsarbeit angelegt.

    Aber bis sich hier etwas bewegt, werden wohl noch viele Liter koksverseuchtes Wasser den Rhein herunterlaufen. Kaum ein Thema ist “durchideologisierter” als die Drogenpolitik.

  8. […] Bündnis 90/Die Grünen haben kürzlich im Bundestag eine “Kleine Anfrage” zu gestrecktem Gras gemacht. Ich hatte bereits kürzlich über die Gefahren desselben berichtet: Deutschland wird derzeit von gestrecktem Gras überschwemmt. Kriminelle mischen Sand, Glas, Zucker und Plastik in die Rauchware und gefährden damit die Gesundheit von vier Millionen CannabiskonsumentInnen. […]